Interview mit Ecky Kuhn (Slide-Gitarre):

Von Zeit zu Zeit erwischt mich so ein Gedanke – wie mit der Zigarette – „Ach, ich fahr mal kurz rüber…“ – geht ja nich mehr, hm… Sekundenträumereien…

(Im Terzo Mondo, zwischen zwei Konzerten bzw. zwischen der Vorgruppe „Elfriede und die QDs“ und der Hauptgruppe „Stepper’s Division“ am 18. Mai 2023)

FK: Sag mal, Ecky, seit wann bist du eigentlich ins Rickenbacker’s gekommen?

EK: Seit 2007, – also, das waren dann schon die Sessions, als Gastmusiker. Heinz Glass war sofort interessiert gewesen, als er hörte, dass ich Slidegitarre spiele.

Ab ca. 2012 habe ich dann regelmäßig mit Heinz in der Session gespielt.

Im Rickenbacker’s

FK: Und wie hast du angefangen mit der Musik?

EK: Angefangen habe ich als Jugendlicher, 11 Jahre, ich nahm heimlich die Gitarre meiner Schwester -….. Ich saß auf dem Bett und habe die Gitarre ans Ohr gehalten – das klang in meinen Ohren wie ’ne elektrische Gitarre, mein Traum…- und einfach gegen die Saiten geschlagen, ohne Akkorde oder irgendwas, hatte ja keine Ahnung, nur die Saiten so laut wie möglich. Meine Großmutter kam ins Zimmer – rief: „jetzt isser völlig verrückt geworden!“ – und rannte aus dem Zimmer, schlug die Tür zu.

Dann etwas später die erste selbstgebaute, die fand ihr jähes Ende in den Händen meines Vaters, als ein Tadel aus der Schule bekannt wurde. Was genau, das weiß ich nicht mehr – ich erinnere mich nur noch an das Geräusch…

Für meine Gitarrenbegeisterung musste ich also ganz alleine sorgen, so dass es immer Kompromisslösungen wurden – möglichst billig…

… Und das ergab das Folgende:

Leider wollte ich meine Gitarren immer verbessern und habe damit einige ruiniert!

Bei Siemens hatte ich eine Ausbildung angefangen, bin aber rausgeflogen, weil ich mit Gras gedealt habe und bekifft an der Fräsmaschine gearbeitet habe: gefährlich! Danach bei der Post gearbeitet, wodurch ich mir endlich ’ne bessere Gitarre leisten konnte, die ich natürlich auch zu „verbessern“ versuchte…, und später als Taxifahrer. – Der lange Tunnel in meinem Leben – 22 Jahre, 10 davon selbständig -…

Zwischendurch habe ich auch mal 10 Jahre keine Musik mehr gemacht. – Okay, 10 Jahre, Anfang 80er bis Anfang 90er – NDW gefiel mir nicht… –

Dann gab’s so einige Band-Versuche während dieser ganzen Zeit, die immer wieder am auch fachlichen Unvermögen scheiterten…

Eines Abends habe ich in meiner Stammkneipe einen – wie sich später herausstellte – Lehrer kennengelernt, der in einer Band spielte. Ein echter Motivator.

Im alten Flughafen Tempelhof gab es Proberäume und die waren eines Tages abgesoffen. So kamen wir ins Gespräch und ich meinte, ich hätte noch eine alte Fender, die in der Küche rumstünde. Und so habe ich wieder angefangen mit der Musik. In der Band waren insgesamt 3 Lehrer und es hat sehr genervt: die hatten ständig Ferien! Und waren auch nicht bereit, am letzten Tag zu einer Probe wieder da zu sein, wenn wir 3 Tage später einen Gig hatten!

In den dann folgenden Bands war das Problem ganz anders: alle hatten zu unterschiedlichen Zeiten Urlaub!

Irgendwann habe ich in der Band aufgehört und wurde bei Schulzeblues eingeladen, mit Reinhard Schulze, Gabi Mehlitz und, zu der Zeit noch mit Anja Kießling, später mit Frank Winkelmann und zwei weiteren…???. – (die Namensnennung möchte ich an dieser Stelle nicht, denn hier war nicht das Fachwissen der Grund meiner Demission.- .)

2003 bat mich der Wirt meiner Stammkneipe am Stuttgarter Platz, Gasthaus Lentz, ihm bei der Organisation des Stuttifests zu helfen, worauf ich dann von Ulli Zelle „Stage-Manager“ genannt wurde… Das ging mit wachsendem Erfolg, – ohne fremde „Sponsoren“ (keine Sushi- oder Gürtelschnallen-Verkaufsstände etc.) – bis 2010.

Und dann schließlich, so ab 2007, im Rickenbacker’s.

Das war ’ne großartige Erfahrung – technische Ausstattung, erfahrene Techniker, sehr zuvorkommendes Personal. Es machte, Spaß dort zu spielen, – dort zu sein.

Ich hatte den Laden ja schon vorher dreimal mit Stevie Seitz und den Chickenhunters bespielt, dessen Band ich auf den ersten beiden Stuttifesten als Gastmusiker begleiten durfte.

Und dann, später, bei den Sessions, lernte ich die tollsten Leute kennen. Es entstanden auch einige Band-Konstellationen, aber die auch wieder von kurzer Haltbarkeit…

Das hielt mich aber nie davon ab, mehrmals in der Woche dort aufzutauchen.

FK: Und hast du da auch immer schon die Technik gemacht?

EK: Nein, nie. Das kam erst nach Corona. Während der späteren Corona-Phase spielten wir ja im Garten des Rickenbacker’s. Und in diesem Zusammenhang ging ich öfters rein und suchte ein Mikro nebst Kabel, wobei letzteres manchmal recht aufwendig war – wegen der „Vogelnester“ – weil verknotete Strippen. Eines Tages fing ich an, die Dinger zu entheddern, zu sortieren, und da keine Techniker da waren, rief man mich an, irgendwie den Ton zu mixen, als es mit Konzerten drinnen wieder losging,

Und so hat das langsam angefangen. Vorher hat mich niemand ans Mischpult gelassen!

Dann wurde ich übermütig – …

Und dann kam irgendwann Matthew und hat übernommen.

Am Mischpult

FK: Und wie ist es jetzt, wo das Rickenbacker’s nicht mehr existiert? Wie wichtig ist es, dass es weitergeht?

EK: Von Zeit zu Zeit erwischt mich so ein Gedanke – wie mit der Zigarette – „Ach, ich fahr mal kurz rüber…“ – geht ja nicht mehr, hm… Sekundenträumereien…

Aber das Wunderbare daran ist ja, dass dieses ja fast familiäre Gebilde mit den ganzen „Rickenbackers“ in der, durch Angelas Initiative, neuen Location „Art-Stalker“ weiterlebt…

FK: Hast du eigentlich immer schon Slide-Gitarre gespielt ?

EK: Die „Schleuder-Gitarre“:

Damals, als wir noch Musik vom Plattenteller zu ergründen versuchten, gab’s durch unterschiedliche Gewichte der Schallplatten auf empfindlichen Plattenspielern Probleme, den Ton zu treffen, – 440 Hertz war da eher so etwas wie ein Richtwert wissenschaftlicher Art – was ständiges Korrigieren der Stimmung bedeutete. So kam ich auf die Idee, mit dem Röhrchen Akkorde zu ergründen. Die Slide-Gitarren sind bei mir „open“, d.h. auf einen Dur-Akkord, gestimmt.

FK: Und damit konntest du das Problem dann umgehen?

EK: Genau.

FK: Hast du eigentlich eine Lieblingsmusik?

EK: Also, mit der Lieblingsmusik isses nicht so einfach. Nach ersten Jahren der Suche in verschiedensten Gefilden wusste ich: es ist wohl doch der Blues – mit unterschiedlichsten Einflüssen. Jazz – oft zu verkopft, Pop – oft zu albern, Folk – aber bloß nicht auf deutsch…

FK: Und nach so vielen Jahren spielen: wie schaffst du es, dass es immer noch Spaß macht?

EK: Der Spaß entsteht immer wieder aufs Neue (oder auch nicht…), was die Sache immer wieder spannend macht. Die Fähigkeit etwas wie Musik adhoc produzieren zu können, ist ein Vermögen, das wir uns über die Jahre, teilweise unter Schmerzen…, erworben haben. Damit sind wir doch reich.

Und in der Ricke war’s immer schön.

FK: Noch eine Frage: du hast als Taxifahrer gearbeitet. Konntest du dann auch mit Musik Geld verdienen?

EK: Nee, da wurden Bands gegründet – die platzten, weil keiner genau Bescheid wusste, – außer mit Drogen…

Dann kam „NDW“, und ich verabschiedete mich von dem ganzen Musikgetue und dudelte nur noch für mich rum. Ach ja, ich durfte des öfteren Rockstars in ’ner Limousine vom Hotel zur Bühne und zurück fahren – Joe Cocker, James Brown, AC/DC, Roxy Music, Udo L…

FK: Das war in deiner Zeit als Taxifahrer?

EK: Ja, das mit den Rockstars war während meiner Phase als Lohnkutscher… – dann kaufte ich ’ne eigene Taxe und hatte keine Zeit mehr für so’n Quatsch wie Musike.

Und noch was zur Tontechnik – NewsTalk 93,6 – da durfte ich Mitschnitte und Programmabläufe bearbeiten – bis ein neuer, in seiner Art noch pickliger („Ich bin Vollblutjournalist. – Ich bin Vollblutjournalist.- Ich bin…“), „Chefredakteur“ den Laden „umkrempelte“ – und gegen die Wand fuhr… NewsTalk war 96/97, nach meiner Zeit dort ging’s wohl noch 2 Jahre.

Später dann noch drei Monate Requisite für „Neues vom Bülowbogen“.

FK: Und noch etwas ist mir eingefallen, nach unserem kurzen Gespräch gestern:

wie hat das im Rickenbacker’s eigentlich funktioniert mit dem Geld? Haben die Opener Bands fest etwas bekommen? Und dann wurde der Hut aufgeteilt? Oder….???? Und wie groß ist jetzt der Unterschied? Du sagtest gestern, dass du es merkst im Portemonnaie…

EK: Die BluesSession (dienstags) – da wurde anfangs nur der Sessionleiter bezahlt, alle anderen bekamen für jeden Gang auf die Bühne einen Getränkebon, später bekam jede Woche einer der Opener-Beteiligten einen kleinen Betrag zusätzlich. Corona brachte uns, im Garten, dann auf die Idee mit dem Hut – wozu uns Carlos Dalelane schon lange vorher geraten hatte…

Ja, und nun gibt’s alle 2 Wochen mal ’n bisschen…

Im Otto Schruppke

Im Art Stalker

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