Interview mit Eckhard (Stammgast):

“Ich habe mich selten so gefreut, mich geirrt zu haben!”

Wir treffen uns im Cafe, mit tollem Kuchen, es ist warm genug, um draußen, im Garten im Hinterhof zu sitzen, und die Vögel singen…

F.K.: Sag mal, Eckhard, wie lange bist du eigentlich ins Rickenbacker’s gekommen?

E.G.: Eigentlich noch gar nicht so lange, das erste Mal im März 2020, beim letzten Termin vor Corona. Das war an einem Mittwoch, bei Jovi. Mein Freund Jochen hatte das Rickenbacker’s aufgetan. Ich war schon immer Fan der Musik der 60er und 70er Jahre und war froh mit Jochen jemanden gefunden zu haben, der meine musikalischen Vorlieben teilt.

Dann war ja erstmal Sendeschluss, wegen Corona, bis zum Sommer `21. Da begannen die Freiluftkonzerte im Biegarten.

Zu dieser Zeit hatte ich schon darüber nachgedacht, mich aus dem Arbeitsleben so früh als möglich auszuklinken.
Da hört man dann oft von Anderen, man würde in ein Loch fallen oder vereinsamen. Und ich wusste: die Rickenbacker-Gemeinde kann dieses Loch füllen.

Gedacht, getan, ich habe den Rentenantrag ausgefüllt und und bin in die fabelhafte Welt der Sessions eingetaucht. Langeweile kommt da nie auf, und mein Freundeskreis wird immer größer.

F.K.: Was hat dir im Rickenbacker’s so gut gefallen?

E.G.: Angela, Eva, Layla, Kathi… die beste Crew der Welt.
Und ich finde es auch ganz toll, dass mich bis jetzt niemand gefragt hat „was ich bin“, also was ich beruflich so mache. Dieses „was bist du?“, also, ich bin ich, ich bin nicht mein Beruf.

Und kein Mensch hat mich je danach gefragt.

Was auch so schön ist: Es ist so unproblematisch, Leute kennenzulernen, man kommt mit jedem ins Gespräch und wird beim nächsten Wiedersehen mit einer Umarmung empfangen.


Auch die Musiker: dass man mit jedem ein Schwätzchen halten kann. Die Rickenbacker’s-Family!

Bailey hat mich einmal nach Steglitz mitgenommen als keine U-Bahn mehr fuhr. Und er schleppt ja auch einiges mit, 2 Gitarren, Verstärker, aber er hat sich nicht helfen lassen! Sein Equipment ist ihm heilig.

Bei Mike, dem Bassisten, war es anders: den hatte ich mal im Bus getroffen, auf dem Weg zum Kant-Café, mit einem Trolley für seinen Verstärker und der Bassgitarre über der Schulter. Der hatte kein Problem damit und ich bin dann mit seiner Gitarre schnurstracks am Kassierer vorbei, als „Musiker“. Wir haben eben auch viel Spaß.


Natürlich die Musik, die Musik, mit der ich aufgewachsen bin: Jimi Hendrix, Deep Purple, Led Zeppelin… genau mein Ding!

In der Schulzeit, 8., 9. Klasse, bin ich oft mit meinen Klassenkameraden zur Deutschlandhalle gefahren. Da haben die großen Bands gespielt. Aber wir hatten natürlich kein Geld für eine Karte. Ten Years After, Deep Purple…

Da haben wir versucht vom Hintereingang reinzukommen. Einmal haben wir es sogar geschafft, sind aber sofort aufgegriffen worden, vom Ordner, und zum Vordereingang wieder rausbugsiert worden. Aber es hat sich trotzdem gelohnt: damals war es noch nicht so streng und wenn die Zugaben angefangen haben, dann haben die Ordner die Türen geöffnet und die, die draußen standen, konnten dann auch noch rein!

F.K.: Was waren deine Lieblingstage oder -bands?

E.G.: Ich mag v.a. die Montagssessions mit Jürgen Bailey: bunt, vielfältig, man weiß nie, wie der Abend endet: wenn dann auch noch Keith Tynes erscheint, dann ist der Abend total perfekt. Dann mag ich auch Heinz Glass (dienstags), weil der einfach super gut Gitarre spielt. Und das tolle an all diesen Leuten ist, dass es nie langweilig wird! Die können auch immer die gleichen Stücke spielen, aber man hört immer wieder Variationen. Es ist nie das Gleiche, wird improvisiert…

Es ist wirklich faszinierend: die machen das seit 14 Jahren, beide: Jürgen Bailey und Heinz Glass, und es stellt sich einfach keine Routine ein. Man denkt, wenn man etwas 14 Jahre lang macht, jede Woche, dass man irgendwann fängt an, es runterzuleiern und dann den Hut nimmt und nach Hause geht. Aber da ist so eine Leidenschaft dabei, beim Spielen, auch nach all den Jahren. Die macht es einfach super!

Wie gesagt, das erste Mal, 2020, habe ich Jovi erlebt, den fand ich auch geil. Also, wie der da mit seiner Gitarre rumjault, Zigarette in der Hand und dann noch mit einer Hand.

Außer den Sessions haben wir dann noch die ganzen 60er-Jahre Coverbands mitgenommen.

Lord Zeppelin, Deep Purple Bands, AC/DC und wer da alles so rumtingelt. Das war mir völlig neu, dass es solche Bands überhaupt noch gibt, die so was machen und die sind alle richtig, richtig gut.

F.K.: Welche Bands magst du besonders?

E.G.: Lord Zeppelin, die Rolling Stones-Coverband: Get Stoned… Die haben an einem Abend ausgerechnet meine Lieblings-LP gespielt: Sticky Fingers wurde 50 Jahre alt und da haben sie einen Sticky-Fingers-Abend gemacht. Mit dieser Platte verbindet mich was ganz besonderes, das war die erste LP, die ich in meinem Leben besessen habe. Die hat mir ein Bruder eines Klassenkameraden für 5 Mark verkauft und ich habe mich da rein gehört und hab‘ sie rauf und runter gespielt und war mit 13 Jahren Rolling Stones-Fan. Und finde auch immer noch, dass das eine der besten Platten ist, die je aufgenommen worden ist.
Four Roses, Leeman und Skyline gehören natürlich auch zu meinen Favoriten.

F.K.: Für mich persönlich habe ich manchmal das Gefühl, dass das Wichtigste ist, dass es live ist, dann ist die Stilrichtung nicht ganz so wichtig.

E.G.: Ja, das Schlagzeug, das muss in den Magen wummern. Dann fängt’s erst richtig an.

Was ich mir noch wünschen würde: es ist mal an der Zeit, dass sich mal eine Band daran wagt, Pink Floyd zu spielen, als Coverband. Das ist sehr selten. Oder vielleicht mal den alten Kram von Genesis. Da bin ich auch ein großer Fan.

F.K.: Und während Corona? Du warst bei den Sommerkonzerten, richtig? Bei den Sommerkonzerten: war das eigentlich nur für die Sessions oder auch an den anderen Tagen?

E.G.: Es gab praktisch nur Sessions, aber nicht nur Montag bis Mittwoch, die haben auch Freitags gespielt und dann ging der Hut rum. Eintritt gab es eigentlich gar nicht, immer nur für den Hut.

Ende ’21 wurde ja dann wieder geöffnet… im Herbst, da habe ich mich eigentlich nur für die Rickenbacker’s-Konzerte impfen lassen. Sonst hatte ich keine Angst. Aber dann haben wir uns natürlich alle gegenseitig angesteckt (mehrmals, trotz Impfung). Also, so viele Streifen auf den Coronatests wie die Rickenbacker’s-Family hat wahrscheinlich keiner gehabt!

F.K.: Schade, dass ich es nicht verstanden hatte. Ich könnte mich echt in den Hintern treten, dass ich die Information aus dem Newsletter nicht richtig verstanden hatte. Wie Manni (Link zu dem Text) sagte: das war die schönste Zeit.

E.G.: Das war eine besondere Atmosphäre. Weil man im Garten oft gemeinsam mit (bisher) fremden Gästen an einer Bank saß, hat man sich schnell mit der gesamten Stammkundschaft ausgetauscht. Und die drohende Schließung des Rickenbacker’s hat uns zu Leidensgenossen gemacht. Da bin ich oft 4-5 mal die Woche vorbeigekommen.

Bei den Sommerkonzerten: da hat sogar Jovi gespielt. Seine Musik läuft ja nicht so gut akustisch, da haben sie die Verstärker extrem runtergedreht und Schlagzeug haben sie auf ’ner Kiste gespielt. Und trotzdem, regelmäßig, kurz nach 10 stand das Blaulicht vor der Tür. Dabei haben wir uns alle sehr bemüht, leise zu sein! Aber es gibt eben immer jemanden, der sich beschwert.

Überhaupt: die Lautstärke: am Freitag war ich im Otto Schruppke, Heinz hat gespielt. Da war ein Asiate, der hat ganz wild Jimi Hendrix gespielt, ganz toller Typ. Das ist ja auch in einer Wohngegend, aber die spielen bis Mitternacht. Man weiß irgendwie nicht, welche Regeln da existieren.

Im Terzo Mondo, hinten zum Hof raus, da hört man die Musik ganz sicher, aber anscheinend beschwert sich da ja auch keiner.

F.K.: Immer die gleichen Probleme… Ich habe auch neulich im Radio gehört, dass anscheinend immer mehr Leute bereit sind, für die großen Konzerte richtig viel Geld auszugeben, aber nicht mehr für die kleineren…

E.G.: Das kann man nicht verstehen. Die Qualität der Musik, was einem da für ein paar Euro in den Hut geboten wird…! Das sind richtig gute Profimusiker, keinen Deut schlechter als die teuren Superstars.

Ich war einmal in der Mercedes-Benz-Arena: nie wieder!

F.K.: Und als du dann erfahren hast, dass das Rickenbacker’s schließen soll?

E.G.: Ich dachte, wenn es schließt, dann ist alles vorbei, dann kräht kein Hahn mehr danach… Und ich bin sehr froh, dass ich damit unrecht hatte!

Dank Angela! Die hält die Gemeinde zusammen, die ist großartig!

FK: Und ich muss mich ja auch bei dir bedanken, du hast eigentlich den Anstoß zu diesem Projekt gegeben!

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